Test Juni 2010

Aufgabenstellung / Ablauf der Prüfung: 
Die Prüfung selber hat zwei Tage gebraucht, am dritten Tag gabs dann ein persönliches Einzelgespräch von ca. 15 Minuten. Jeden Tag der Prüfung wurden 2 große Aufgaben von je c.a. 3 Stunden bearbeitet. Der Tag sah also grob immer so aus:

9.00 - 12.00
Erste Aufgabe

12.00-13.00
Mittagspause

13.00 - 16.00 
Zweite Aufgabe

Abends gab es dann immer noch einen Vortrag den man freiwillig besuchen konnte. Der war zwar nicht extra für die Bewerber, sondern für alle Studenten, aber man wurde herzlich dazu eingeladen und es war eine super Gelegenheit mal ein bisschen ins Gespräch mit den Studenten zu kommen. Am Ersten Abend war ein Designer eines Stuhlherstellers anwesend und hat einen wortbombastischen Marketingvortrag zu seinem neusten Streich gehalten, am zweiten Abend gab es eine Antrittsvorlesung eines einigermaßen neuen Professors, der einiges zu Design erzählt hat (interessant, wenn auch nicht wirklich einfach zu verstehen).
Wenn man also die Prüfungen gemacht hat und zu den freiwilligen Veranstaltungen Abends gegangen ist war man wirklich mehr als gut ausgelastet, um es mal so auszudrücken ;) Zeit zum Durchatmen hatte ich maximal Nachts beim schlafen.

Nun zu den Aufgaben:

1.1 
Die Aufgabe war, ein "selbsttragendes Konstrukt" zu entwerfen. Dazu bekam man als Material Gummibänder, Schnurr, Holz-Schaschlikspieße und man durfte noch Papier verwenden. Erlaubt war Schneiden, Brechen, Knicken, Knoten, etc... eigentlich alles bis auf Kleben (und wenn man doch kleben wollte musste man das schon seeeeeehr gut begründen können).

1.2
"Tischleuchte
Ihre weitere Aufgabe zur Eignungsprüfung ist, ein Produkt in Form von Skizzen und Zeichnungen zu entwerfen. Ihr Thema ist die Tischleuchte.

Skizzieren Sie verschiedene Entwürfe und wählen Sie einen Entwurf daraus aus. Sie können sich dem Thema völlig unterschiedlich nähern.

Die Bewertungskriterien sind die Originalität der Ideen, die individuelle Herangehensweise sowie die Gestaltungsqualität der Entwürfe."

Tja, man sagte uns von vornherein: "Diese Aufgabe KÖNNEN Sie eigentlich garnicht angemessen lösen, aber wir wollen sehen wie weit sie kommen."

2.1
Der erste Aufgabenteil dieses Tages war in drei Teile geteilt und hat eigentlich alle zeitlich stark ins Schwitzen gebracht. Ich gehe davon aus, dass dies nicht unbeabsichtigt war:

1. Wir sollten eine Art Bildergeschichte zeichnen, die Kindern erklärt, wie man eine Schleife bindet. Man konnte also keinen Text verwenden, nur Zeichnungen und Pfeile. Die Aufgabe war angeblich nur zum "warmwerden".
2. Wir sollten uns dem Funktionsprinzip eines Feuerlöschers zeichnerisch nähern (ob da die Benutzung des Löschers mit gemeint war, oder die INNERE Funktion eines Feuerlöschers wurde offen gelassen), dann ein Redesign eines Feuerlöschers gestalten und schlussendlich (schriftlich) noch darlegen, wie sonst noch auf Feuer reagiert werden könnte.
3. In der letzten Teilaufgabe war es die Aufgabe einen bekannten Gegenstand auf das minimalste Minimum zu reduzieren, ohne dass er dabei jedoch seine Ursprungsfunktion verliert bzw. ohne dass er dadurch schlechter zu benutzen ist (wenn möglich sogar noch besser).

2.2
Die folgende Aufgabe war eine Interface-Design Aufgabe, da es an der Muthesius dafür einen Professor gibt.

"Bedienerlebnis für das iPad

Bitte entwickeln Sie eine gestalterische Idee für ein iPad-Programm. Ihr Produkt kann besonders nützlich, oder aber auch einfach charmant sein, so dass man es aus diesem Grund gerne benutzen möchte.

1.) Beschreiben Sie kurz auf einer halben DinA 4 Seite, was für eine Produktidee Sie entwickelt haben, und warum sie glauben, dass diese den Menschen gefallen wird.
2.) Bitte erläutern Sie den Bedienprozess Ihres Produktes in Form eines Storyboards (Was passiert auf dem Display, wie interagiert man...) Eine Bildergeschichte ähnlich eines Comics."

Die Aufgabe klingt leichter als sie ist, denn irgendwie gibt es alles schon mal irgendwo ;)

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Die mündliche Prüfung am dritten Tag ging um 9 los und es gab einen Block an Leuten die Vormittags und einen Block Leute die Nachmittags dran waren. Die Liste mit der Reihenfolge der Leute wurde von den Prüflingen selber erstellt, man konnte sich also absprechen wer wann drankam. Besonders gut wenn man noch dringend weg muss oder von besonders weit herkommt. Im Gegensatz zu den KDlern sind bei uns aber ALLE zum Gespräch gekommen weil wir "nur" 22 waren. Davon wird idR ungefähr die Hälfte genommen, man sagte uns aber ausdrücklich, dass einfach alle "Guten" genommen werden. Es wird also nicht grundsätzlich die Hälfte genommen, sondern es können auch schonmal mehr oder weniger werden.
Das Gespräch selber verlief _verhältnismäßig_ locker, aber bei weitem nicht so locker wie ich es an anderen Hochschulen erlebt habe. Man saß in relativ großer Entfernung zum Prüfungskomitee (alle 4 Profs die vorher die Aufgaben gestellt haben) und wurde gelöchert. Manchmal hatte ich fast das Gefühl ein paar Profs haben so eine "guter Cop, böser Cop" Nummer abgezogen ;) (Ist natürlich nur mein persönliches Gefühl gewesen) Die Fragen reichten von persönlich interessierten Fragen zum Lebenslauf, über eher "gemeine", sehr knappe unangenehme Fragen wie "Warum haben sie dieses/jenes gezeichnet und warum haben sie es dann in ihre Mappe getan?" bis hin zu extrem theoretischen Fragen bezüglich Design die so gut wie garnicht zu beantworten sind (dort wurde dann vom "good Cop" ;) direkt eingeworfen, dass die Frage jetzt vielleicht etwas zu hart für ein Kolloquium ist)
Das wichtigste im Gespräch war einfach, immer zu allem irgendwas sagen zu können. Wenn man zu jeder Arbeit eine kleine Geschichte oder sowas erzählen kann, ist das schonmal die halbe Miete. Wer ein Auto zeichnet und in die Mappe legt kann sich auf jeden Fall schonmal was ausdenken WARUM er das eigentlich gemacht hat (unabhängig davon wie gut die Zeichnung ist), denn das schien mir sehr wichtig zu sein. 
Nach dem Gespräch wurde einem eine kurze Einschätzung gegeben (Die Mappe war im unteren Drittel, die Aufgaben im mittleren Drittel, das Gespräch hat und sehr gut gefallen... irgendwie sowas) konkrete Absagen oder Zusagen wurden aber nicht erteilt. 
Was ich persönlich schade fande war, dass man zu den Prüfungsaufgaben nichts mehr sagen konnte. Ich hätte gerne meine Lösungen noch etwas erläutert. Zumindest war das bei mir so. Man sollte sich also drum kümmern, dass die Aufgaben so selbsterklärend wie möglich sind.

Gewichtet wurden Mappe, Prüfung und Gespräch übrigens ca. jeweils 1/3, wobei mir das Gespräch tendenziell am allerwichtigsten vorkam. Wer ein gutes Gespräch gemacht hat konnte damit auch eine mäßige Mappe und eine verhauene Prüfung ausgleichen! Obwohl das Gespräch so kurz ist, was es schlussendlich der Kern der gesamten Prüfung. Hier wurde maßgeblich entschieden ob man geeignet war oder nicht.


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Allgemein war die Stimmung während der ganzen Zeit aber sehr gut. Alle sind gut miteinander ausgekommen und es war sehr locker. Auch die anderen Studenten waren sehr interessiert und sind auf einen zugegangen. Man konnte auch während der Prüfung mal rumlaufen, mit anderen Schnacken, sich Referenzen zum Abzeichnen suchen (siehe Feuerlöscheraufgabe ;) ). Sogar das Gelände verlassen und sich in den angrenzenden Park legen war während der Prüfungszeit drin.

Noch eine Anmerkung die Studenten gemacht haben und die vielleicht für Bewerber ganz interessant ist: Man sagte mir, dass sich die Muthesius die letzten Jahre stark gewandelt habe und viel freier geworden ist. 
Direkt in der Prüfung konnte man das eventuell daran sehen, dass es (neuerdings) KEINEN schriftlich, theoretischen Teil mehr in der Prüfung gibt wie früher (nachzulesen auch hier auf Precore).


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