Was ist UX- & UI-Design? – Ein Beitrag des Studiengangs „Design & Mobilität“, Hochschule Hof / Selb

Interfacedesign - UX - UI

Interfaces sind gleichermaßen Benutzeroberfläche, aber auch Dialogoberfläche. Als solche prägen sie das Image eines Unternehmens, unterstützen das Branding und sind Teil einer erfolgreichen Marken-Strategie (Branding Experience Design) – wenn sie die Erwartungen der Nutzer erfüllen.

Interfacedesign ist überall. Wir sind umgeben von Interfaces. So wie die konzentrierte Zentralperspektive eine Basis schuf, durch die sich das zu Beginn der Renaissance neu entwickelnde Bild des Menschen konstruieren ließ, so ist das Interfacedesign der Dreh- und Angelpunkt unserer Zeit.

Bedingt durch die Digitalisierung werden komplexe Interfaces möglich, aber auch notwendig, die einerseits den Zugang zu nie geahnten Informations- und Funktionsmengen und dadurch zu neuen Verweis- und Vergleichsmöglichkeiten bieten. Andererseits bieten uns Interfaces Funktionen und Steuerungs-Möglichkeiten an, durch die wir uns mit physisch anfassbaren (Haptic Interfaces), aber auch mit digital/virtuellen Produkten verbinden können (Graphic User Interfaces, GUI für App- und Web-Design und Tangible- und Tactile-Interfaces für Virtual Reality und Augmented Reality).

Wobei zu beachten ist, dass durch Interfaces nicht nur Funktionen, sondern auch Emotionen repräsentiert werden können und dadurch maßgeblich zum Image eines Produktes beitragen und daher stets Teil der Branding- bzw. der Marken-Strategie sind.

 

Ein Interface kann aus verschiedenen Elementen bestehen bzw. auf mehreren Ebenen eine Einflussnahme bieten.

 

 

Die Bezeichnungen UX- und UI-Design sind aus „Interfacedesign“ hervorgegangen, um diesen Design-Bereich konkreter zu spezifizieren und zwischen einem eher analytisch/strategischen Part, dem User Experience Design (UX) und dem eher gestalterischen Part, dem User Interface Design (UI) zu differenzieren.

Mit UX-/UI-Design wird sichergestellt, dass die Absicht eines Produktes verstanden wird (z.B. ein Automat zum Verkaufen von Fahrkarten), aber auch die Funktion damit (z.B. wie man ein Ticket für eine bestimmte Fahrstrecke erhält). Nicht zuletzt deswegen ist es so wichtig, dass eine Design-Ausbildung mehr bietet, als nur das Erstellen ästhetischer Artefakte, insbesondere dann, wenn einem bewusst ist, dass mit Design jene Marken-Strategie möglich und sichtbar wird, durch die die Geschäftsziele von Unternehmen definiert und mit höherer Wahrscheinlichkeit erreicht werden.

 

 

UX-/UI-Design zum Erreichen der Geschäftsziele

Ein Interface spielt nicht nur im Design, sondern auch für das Erreichen der Geschäftsziele und beim Marketing eine elementare Rolle. Es vermittelt nicht nur zwischen Mensch und Produkt, sondern auch zwischen Subjekten (z.B. Kunde und Unternehmen).

Ob ein Produkt bzw. eine Dienstleistung verstanden wird, hängt in erster Linie vom UX-/UI-Design ab, von der Art, ob und wie ein Dialog zwischen Nutzer und Produkt möglich wird. Das Image eines Unternehmens hängt entscheidend davon ab, ob Kunden das Erleben mit dem Produkt als positiv bewerten und ob es für sie eventuell sogar zum Erlebnis wird. Die Identifikation mit einem Produkt hängt nicht unwesentlich von der Güte des UX-/UI-Design ab.

 

Kunden kaufen Erlebnisse, keine Produkte.“

 

Um genau zu identifizieren, welche Probleme für die Nutzer/Kunden eines Produktes zu klären sind, werden zuvor die Methoden des Service Design Thinking (SDT) angewandt. UX-/UI-Design ist innerhalb dieses agilen Design Prozesses sowohl Teil des Prozesses, als auch ein operativer Umsetzungs-Anteil auf Basis der Erkenntnisse, die sich aus den Methoden des Service Design Thinking ergeben.

Das Interface eines Unternehmens wird zu seinem Image und ist sowohl Corporate Identity, als auch Branding und somit DAS prägende Element, das es per Marken-Strategie zu bilden und zu stützen gilt. Es prägt die Sicht des Verbrauchers auf das Unternehmen und somit auf die Wertigkeit seiner Produkte.

 

UX-/UI-Design ist die Gestaltung von Produkterfahrung.

 

UX-/UI-Design ist das, was ein Produkt erfahrbar macht, im Positiven wie im Negativen. Nicht die subjektive Absicht eines Unternehmens bestimmt darüber, ob ein Produkt erfolgreich in einen Markt eingeführt werden kann, sondern das, was beim Benutzen des Produktes erkannt werden konnte.

Interfaces werden im Idealfall durch UX-/UI-Design zu Erlebnisumgebungen und tragen wesentlich dazu bei, dass ein Produkt und sein Interaktions-Angebot vom Anwender als ein am Menschen orientiertes System wahrgenommen wird. Vom UX-/UI-Design hängt demnach ab, ob die Marketing-Aussagen erfüllt werden und ob die Marken-Strategie aufgeht.

Der UX Designer ist nicht, wie gelegentlich behauptet wird der „Anwalt“ der Nutzer. Ein guter UX-Designer zu sein, bedeutet, alle Beteiligten des Umsetzungsprozesses (UI-Designer, Grafiker, Informatiker etc.) zu befähigen, ein kundenzentriertes Ergebnis zu schaffen, mit dem die Geschäftsziele des Auftraggebers/Unternehmens erreicht werden.

 

UX – UI – CX – Berufsbezeichnungen

Interfaces befinden sich seit der Industrialisierung in immer mehr Maschinen und Produkten, an Haushaltsgeräten, Medien-Equipment, Computern, PKWs, Software, Internet-Angeboten, Smartphone-Apps etc.

Es kamen Berufsbezeichnungen wie Informationsarchitekt, Informationsdesigner, Graphic-User-Interface-Designer und viele weitere auf. Letztendlich etablierten sich im Kontext des Design von Interfaces die 3 folgenden Design-Berufszweige:

 

Servicedesign Thinking ist holistisch und umfasst u.a. UI, UX und CX. Dies gilt für physische und digitale Produkte bzw. Dienstleistungen. Benannt sind horizontal die Spezialisierungen und vertikal die generalistischen Design-Berufs-Sparten.

 

 

Beim User-Experience-Design (UX) handelt es sich um das Design und die Implementierung eines einzelnen Touchpoints. Touchpoints sind die möglichen Kontaktpunkte von Kunden mit Details eines Produktes bzw. einer Dienstleistung. Ein Touchpoint bedeutet stets eine Berührungsaufnahme mit dem Corporate und dem Marken-Versprechen des jeweiligen Unternehmens. Ziel ist es, einen Touchpoint für den Kunden so zu gestalten, dass die Interaktion angenehm und einfach ist und zum Werbe- bzw. Marketing-Versprechen und der jeweiligen Marken-Strategie passt. UX-Designer befassen sich im Gegensatz zu den UI-Designern sowohl mit den Interfaces von physischen, als auch digitalen Produkten.

Beim User-Interface-Design (UI) steht das optische Erscheinungsbild einer Website oder App im Vordergrund. Es geht um alle visuellen, interaktiven Elemente einer digitalen Produktoberfläche, einschließlich Schaltflächen, Symbole, Abstände, Typografie, Layout und Farbschema. Das UI-Design stellt sicher, dass die Stärken und visuellen Vorzüge der Marke auf die Benutzeroberfläche eines Produkts übertragen werden und das das Design konsistent und ästhetisch ansprechend ist.

Der Begriff Customer Experience Design (CX) trifft mit der direkten Übersetzung „Kundenerlebnis“ nur unzureichend den Kern des Konzepts. Erlebnisse sind einzigartig und persönlich und umfassen sowohl Sinneswahrnehmungen als auch emotionale Reaktionen. Der Begriff „Erfahrung“ impliziert eine Ebene des Verstehens und Verständnisses. Wenn man von CX oder Kundenerfahrung spricht, ist es wichtig, die individuelle Natur jedes Erlebnisses anzuerkennen, das zur gesamten Customer Journey beiträgt, um diese überhaupt zum Erlebnis werden zu lassen.

Bei der Entwicklung von Produkten ist stets zu unterscheiden zwischen Interessenten an einem Produkt, Nutzern, Käufern und Kunden. So sind z.B. Eltern, die ihrem Kleinkind über das Bett ein Mobile hängen, zwar Käufer, aber nicht die direkten Nutzer des Produktes. Entsprechend sind – je nach Produkt – Erlebnisse gleichermaßen für Käufer und Nutzer zu gestalten. Nutzer sind nicht zwangsläufig Käufer und Käufer noch keine loyalen Kunden. Letzteres kann mit CX erreicht werden.

 

Wireframe – exemplarisch 

 

 

UX und UI in der Automobil-Branche – Automotive UX

Bei nahezu allen Automobil-Herstellern steht User-Experience-Design (UX) im Vordergrund. Die Verschmelzung von physischem und digitalem Fahren durch Elektrifizierung, Konnektivität und selbstfahrende Technologie soll zu beispiellosen Benutzererlebnissen führen.

Das Bedürfnis nach noch mehr Sicherheit, Bequemlichkeit und Erlebnis führt zu immer mehr Funktionen, deren Steuerung so leicht wie möglich durchführbar sein soll (z.B. Ermüdungserkennung, System zur Überwachung des toten Winkels, Park-Assistent, Infotainmentsystem, KI-Assistent etc.).

UX ist längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr, sondern ein „must have“ in der modernen Automobilindustrie.

Eines der bekanntesten und ersten komplexeren Infotainmentsysteme für PKWs ist das iDrive. Es wurde 1999 zum ersten Mal im Konzeptfahrzeug BMW Z9 auf der IAA präsentiert.

Nahezu alle Automobilhersteller setzen auf ein eigenes User-Interface in der Infotainment Unit. Sie verfügen alle über eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die an eigener Software arbeiten, die Dank UX-Design Interfaces bieten, die die Kunden bei ihrer interaktiven Reise unterstützen.

Mängel zeigen sich allerdings immer dann, wenn Automobilhersteller und andere Unternehmen bei ihrem User Experience Design Usability-Prinzipien missachten. Dies geschieht immer dann, wenn es an geeigneten Entwicklungs-Methoden fehlt bzw. Zeit eingespart werden soll, anstatt z.B. die Methoden des Service Design Thinking zu nutzen, um festzustellen, was überhaupt die Probleme sind, worin eine optimierte Customer Centricity besteht und wie man sie lösen kann.

Selten entwerfen UX-Designer etwas von Grund auf neu, wenn doch, geben die Analyse-Ergebnisse des Service Design Thinking klare Empfehlungen, was genau entwickelt werden sollte und wie ein neues Produkt bzw. ein Minimum Viable Product (MVP) schrittweise umzusetzen wäre.

Das Ziel sollte darin bestehen, ein sicheres, benutzerfreundliches und angenehmes Erlebnis zu schaffen und das gesamte Erlebnis so zu gestalten, dass es nahtlos, personalisiert und dem Bedarf angemessen ist, aber auch in das Produkt integriert werden kann.


Fortsetzung
Lese gerne auch den ausführlichen Artikel: https://www.torstenstapelkamp.de/ux und den dazu passenden Artikel über Service Design Thinking – Was hat UX/UI mit Service Design Thinking zu tun?https://www.torstenstapelkamp.de/sdt



Ein Beitrag des Studiengangs „Design & Mobilität“, Hochschule Hof, Campus Selb

Hochschule Hof / Campus Selb
Design & Mobilität
Wittelsbacher Str. 41
95100 Selb

https://www.hof-university.de/design-und-mobilitaet-ba.html

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