Angst vor der Bewerbung

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millefleur
Beiträge: 42
Angst vor der Bewerbung
Hei Leute,
kurz zu meiner Vorgeschichte. Für mich war während der Oberstufe schon klar, dass ich Grafikdesign studieren will. Habe auch während der 13en eine Mappe gemacht und mich erfolglos letztes Jahr an der aka stuttgart und an der hfg karlsruhe beworben.
Daraufhin habe ich ein halbes Jahr Praktikum in einer Werbeagentur gemacht bis Jan 12´was wirklich sehr schön war und mir auch viel gebracht hat.
Dieses Frühjahr habe ich viel herumgejobbt und nebenher meine Mappe vorbereitet die ich aufs WS 12´abgeben wollte. Ich war auch bei der Mappenberatung an der HAW die wirklich sehr positiv verlief. Sie fanden meine Mappe gut und meinten ich solle so weitermachen. Das Problem war nur: Ich hab mich nicht getraut, weil es mir wie eine unüberwindbare Hürde vorkam in ein Studium reinzukommen.
Hab dann im Sommer beschlossen eine Ausbildung zur Tischlerin anzufangen um wenigstens "mal irgendwas anzufangen". Dachte mir, dass ich danach Möbeldesign studieren kann. Wie Konstantin Grcic.

Nur bemerke ich jetzt während der Lehre wie gern ich doch Grafikdesign machen würde. Ich sitz stundenlang in der Bücherei und lese mir novum, page und form durch.Als wir in der Schule Plakate für imaginäre Schreinereien machen mussten, hab ich mich nur um das Logo gekümmert anstatt mich um den Text zu kümmern. Ich lese mir täglich Grafikdesignblogs durch und zeichne wieder unglaublich viel.
Ich merke, dass es mein Lebensinhalt ist und ich mir in meinem Leben nichts anderes vorstellen kann.
Nun überlege ich mir ob ich es nicht einfach doch wieder versuchen soll, aber hier kommt das Problem: Ich hab Schiss davor!

Ich hab das Gefühl, dass ich nur 5-6 "Chancen" habe. Ich denke mir "wenn ich mehr als 5 Absagen bekomme, dann bin ich zu schlecht für Grafikdesign". Wenn 5 oder 6 Hochschulen sagen, dass ich nicht gut genug für den Studiengang bin, dann sollte ich es einfach lassen. Ich trau mich einfach nicht, weil ich Angst vor der Ablehnung habe. Eine Absage der Mappe trifft einen eben schon sehr perönlich.

Was meint ihr denn dazu?
Mariposa
Beiträge: 91
meine geschichte ist so:

2007 abi gemacht / nicht getraut richung design zu gehen also was anderes studieren
ende 2009 studium abgebrochen / entschluß gefasst diesmal richtung design zu gehen
ausland
jobben
ende 2010 1 bewerbung - ablehnung
mehr jobben
mitte 2011 2 bewerbungen - 2 ablehnungen
praktikum & mappenkurs & wieder ins ausland
mitte 2012 4 bewerbungen - 3 ablehnungen - 1 zusage

wie du siehst habe ich 5 jahre gebraucht meine angst vor unsichtbaren negativmauern und der mappen zu überwinden. mehrere ablehnungen von hochschulen gehören nun mal dazu. irgendwo meine ich sogar von einem gelesen zu haben der 7 jahre gebraucht hat.
wäre ich ab und an nicht abgelenkt gewesen (z.b. die ganze jobberrei damit ich mein zimmer finanzieren konnte) wäre es alles vlt. sogar kürzer gewesen. aber die vorraussetzungen für studium beinhaltet nicht nur

ein gewisses feingefühl für gestaltung (was du dir antrainieren kannst wenn du dir viele publikationen, webseiten etc. zu dem thema ansiehst),

handwerk (im studium wird man sich auch einen schwerpunkt suchen, die meisten fangen mit dem zeichnen an weil mit der skizze eben die unendlichkeit beginnt)

sondern insbesondere [b]persönlichkeit[/b], [b]selbstvertrauen[/b] und ein stückweit [b]geistiger reife[/b].

wie soll man andere von sich überzeugen, wenn man von sich selbst nicht überzeugt ist?
wenn man gleich ineinanderfällt bei der ersten kritik, wie soll man denn dann den antrieb finden weiter zu kämpfen?
von was soll man erzählen, wenn man noch nichts von der welt erfahren hat?

und vorallem: wenn man nur seufzt bei der erstellung von EINER mappe, wie denkst du wirst du reagieren wenn man dir sagt dass man im ersten semester gleich 5 stück gleichzeitig abgeben muss?


wenn du es wirklich willst, lerne mit deiner angst umzugehen, geh einfach deinen weg, im notfall bring dir alles selber bei. das studium ist nur gelegenheit für diejenigen die es schaffen aber nachdem ich die lebensläufe einiger designer gesehen habe, muss man nicht kommunikationdesign studiert haben um am ende in diesem feld zu landen ;)
Tagedieb
Beiträge: 269
Wenn Du für Dich festlegst, dass Du nur 5 oder 6 Chancen hast, dann hast Du eben 5 oder 6 Chancen.[i] Meiner[/i] Meinung nach sind z.B. sieben Jahre zu viel des Guten. Ein Anderer wird vielleicht genau das honorieren. Der Punkt ist doch, was für [i]Dich[/i] in Ordnung geht. Du musst Deine Position dazu finden. Niemand hier wird Dir die Sorge davor nehmen können.

Nur: Kommunikationsdesign bedeutet auch nicht, nur zu zeichnen oder schöne Logos zu entwerfen. In den allermeisten Hochschulen wirst Du mit Logos im klassischen Sinn im ersten Jahr sowieso nichts zu tun haben. Was Du aber gleich zu Beginn einstecken musst ist Kritik. Und davon jede Menge. Von Deinen Professoren, von Deinen Kommilitonen. Diejenigen, die absolut von sich überzeugt sind, werden sich genausowenig weiterentwickeln, wie diejenigen, die bei jeder ehrlichen Meinung gleich ein Taschentuch brauchen.

Und weshalb sollte man sich mal hier mal da bewerben? Wenn Du nach Stuttgart willst, dann beschäftige Dich mit Stuttgart. Wenn Du nach Karlsruhe willst, dann eben damit. Such Dir Deine liebste Hochschule aus und bringe alles aber auch wirklich alles über diese in Erfahrung. Wie ticken die dort? Was steht im Vorlesungsverzeichnis? Wie sehen die Homepages der Absolventen aus? Wann findet die Werkschau statt? Welche Ausstellungen gibt es dort? Wieviele Professoren gibt es? Welche Mappen wurden dort genommen? Wie läuft die Aufnahmeprüfung ab?

Such Dir Leute, die Dich regelmäßig kritisieren. Es ist ja freundlich, wenn sie an der HAW meinen, Deine Mappe wäre gut. Es bringt Dich nur nicht weiter. Auch eine gute Mappe kann man verbessern. Und genau darum geht es. Kritik oder Ablehnung nicht persönlich zu nehmen, sondern als Ansporn zu betrachten. Es wird schwierig, wenn der Fokus so stark auf einer Wertung liegt: gut oder schlecht. Nimm es als status quo. Was Du daraus machst, ist eine ganz andere Frage.
[url]http://www.marroquin.es[/url]
punkt
Beiträge: 180
[quote]Ich merke, dass es mein Lebensinhalt ist und ich mir in meinem Leben nichts anderes vorstellen kann. (...) Ich trau mich einfach nicht, weil ich Angst vor der Ablehnung habe. Eine Absage der Mappe trifft einen eben schon sehr perönlich.[/quote]

Wie Tagedieb schon schrieb, du wirst mit einer Menge Ablehnung klarkommen müssen, bis zur Aufnahme an einer HS, im Studium, erst Recht im Beruf, das hast du im Praktikum ja sicher mitbekommen. Wenn also Gestaltung auch auf professioneller Ebene dein "Lebensinhalt" werden soll, finde Wege, damit umzugehen. Sonst wirst du scheitern.

punkt.
millefleur
Beiträge: 42
okay, danke ihr helft mir gerade wirklich schon ein bisschen.
hab jetzt erkannt, dass ich da wirklich dranbleiben muss und will.
zeichne jetzt auch in meinen herbstferien ganze nächte durch für die mappe und hab viel energie und ideen wieder.

ich kenne es noch von anderen mappenberatungen, dass der richtige umgang mit kritik wirklich sehr wichtig ist. aber so ist es eben nun immer im leben. der goldenen mittelweg.
ich werd nun weiter zeichnen, viel an mir arbeiten und versuchen mehr mut und durchhaltevermögen aufzubringen.

und ich denke dass mir die bestätigung an der haw schon sehr gut getan hat, weil es mir gezeigt hat, dass ich doch nicht allzu schlecht bin und mir den ansporn gegeben hat dranzubleiben.

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