Lucky Sagmeister

Der mit 50.000 Euro dotierte Lucky Strike Designer Award, einer der bedeutendsten internationalen Designerpreise, ging in diesem Jahr an Stefan Sagmeister, Star der internationalen Grafikdesign-Szene und Grammy-Gewinner. Seine erfolgreiche Philosophie: Design rockt! 
Precore war bei der Preisverleihung dabei und hatte Gelegenheit ihm ein paar eurer Fragen zu stellen. 

Mit Stefan Sagmeister würdigt die Raymond Loewy Foundation, 1991 von British American Tobacco in Hamburg gegründet, einen der populärsten und einflussreichsten Typografen und Kommunikationsdesigner. „Sein gestalterisches Werk ist hoch kreativ, innovativ und mutig. Es vereint Philosophie, Politik und gesellschaftlich relevante Themen mit avantgardistischem Design, ist demokratisch und für jeden Menschen verständlich“, so die Jury der Stiftung. […] 

Ein Bericht von DW-TV über Stefan Sagmeister und die Preisverleihung in Berlin: 



Über Vorbilder und Querdenker – ein Kurz-Interview(*) mit einem "ganz normalen 47-jährigen Mann": 

Viele junge Designer wünschen sich eine ähnliche Karriere wie Sie. Doch werden wir hier an den deutschen Hochschulen überhaupt gut genug auf die Designwelt vorbereitet? 

S: Wie in keinem anderen Land der Welt sehe ich, dass in Deutschland die Studenten eigentlich viel bessere Arbeiten machen wie die Professionellen. Diese Diskrepanz ist tatsächlich größer als irgendwo anders. Ich habe schon an einigen Schulen in Deutschland unterrichtet, zum Beispiel an der UDK. Oder zumindest mal einen Vortrag gehalten, wo dann auch Studentenarbeiten gezeigt worden sind. Und da war ich von der Qualität immer sehr sehr begeistert. Die konkrete Frage ob die Studenten wirklich ausgebildet werden um erfolgreiche Designer zu werden kann ich nicht wirklich beantworten, dafür kenn ich die Ausbildung zu wenig. Dazu müsste ich jetzt wissen, ob zum Beispiel auch Präsentations- und Verkaufstechniken vermittelt werden. 

Sie haben in Deutschland nur ein Semester lang unterrichtet. War das von vornherein nur temporär geplant oder woran lag es, dass sie wieder aufgehört haben? 

S: Das war von vornherein nur temporär gedacht. Ich hatte die Möglichkeit das auch zu verlängern. Aber die Administration der Hochschule, von der UDK, die war schon so schrecklich, dass ich mich niemals wieder in so eine Situation begeben wollte, in der man mit solchen Leuten zusammenarbeiten muss oder sogar von ihnen abhängig ist. Das war das eine. Zum anderen war mir dann Berlin doch etwas zu weitläufig als Stadt. Wenn ich schon in einer Großstadt wohne, wo es ja auch viele Nachteile gibt, dann ist mir eine konzentrierte Stadt mit einzelnem Zentrum, in dem sich alles abspielt, schon lieber. Aber die Studenten in Berlin, das muss ich schon sagen, das waren die Besten die ich je hatte. Und zwar ohne jeden Zweifel. 

Sie werden ja nun oft als Querdenker bezeichnet. Sind Sie wirklich einer? 

S: Das ist natürlich ein bisschen ein verbrauchtes Wort. Ich bin ein ganz normaler 47-jähriger Mann, der ja auch, wie man sieht, in diesem Kreis ziemlich etabliert ist. Das hier heute abend ist ja keine Querdenker-Veranstaltung (Anm. der Red.: er meint seine Award Verleihung), sondern eine große Foundation die einen Preis verleiht. 

Wer ist Ihr Vorbild, wer inspiriert Sie? 

S: Bei mir auf jedenfall der Wichtigste: der Tibor Kalman, dessen Arbeiten ich als Student sehr geschätzt habe. Und den ich mit einer gewissen Hartnäckigkeit auch wirklich kennenlernen konnte und in langer Folge auch viel mit ihm gearbeitet habe. Er hat mich wirklich in vielen Dingen beeinflusst, vor allem natürlich im Design. Und auch im sozialen Design. Aber auch in solchen wichtigen Fragen: wie lenkt man ein Studio? Die Tatsache, dass mein Studio immer noch klein ist, ist weitgehend von Tibor beeinflusst. Das war nämlich ein Fehler, den er gemacht hat, den er aber nicht an mich weitergeben wollte. Er hat eine Art, Ratschläge zu geben, die ich wirklich hören konnte. Die nicht so mit dem Zeigefinger waren, oder vielleicht waren sie es auch, auf jeden Fall hat er sie so rübergebracht, dass die wirklich ins Hirn gegangen sind. Ich habe sie alle auch befolgt. Und sie haben sich alle als sehr sehr gut herausgestellt haben. 

Und last but not least: Was ist radikal? 

S: (lange Pause) Zeitbezogen neuen Mut beweisen. 


Vielen Dank, Stefan Sagmeister, für das kurze Interview. 

(*) Wir hätten gerne noch viel mehr Fragen gestellt. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass ungefähr jede anwesende Person gerne mit Herr Sagmeister an diesem Abend reden wollte, sind wir ganz glücklich über das was wir haben...und bei nächster Gelegenheit wird dann einfach daran angeknüpft ;) 

Vielen Dank an alle, die im entsprechenden Thread und per PN ihre Fragen gestellt haben. Für euch gibt es jetzt bald noch einen schönen Contest, der euch möglicherweise ein Stückchen Sagmeister nach Hause bringen wird. Aber dazu gibt es einen gesonderten Aufruf. Also Augen auf!

Di Nov 24, 2009 2:41 am

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