Im Gespräch mit Hansjerg Maier-Aichen

Hansjerg Maier-Aichen studierte Malerei und Bildhauerei in Deutschland, Frankreich und den USA. 1983 gründete er die Designmarke AUTHENTICS und setzte damit einen neuen Standard in der Entwicklung und Produktion von Alltagsgegenständen mit hohem Designanspruch. 


Wie heißen Sie und wie alt sind Sie? 
Mein Name: Hansjerg Maier-Aichen. 
Mein Alter verrate ich Ihnen nicht (alter Hase!). 

Momentan arbeiten Sie als... 
Professor für Produktdesign an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) bis 2008. 
Designer, Autor, Kurator und Berater für verschiedene internationale Institutionen und Unternehmen. 

Eine kurze Beschreibung Ihres Unternehmens und des Teams 
Gründer der Marke AUTHENTICS, 1980. 
Seit 2002 Professor an der HfG Karlsruhe. Seit 1997 Präsidiumsmitglied des 
Rat für Formgebung Deutschland. 
Gastprofessor am Central St. Martins College of Arts and Design, London 

Wo wohnen und arbeiten Sie? 
In Stuttgart und Fouesnant/Frankreich 

Was haben Sie studiert und wo? 
Ich habe an der staatl. Akademie der Bildenden Künste München, und am Art Institute of Chicago (Master´s Degree) mit einem Fulbright Stipendium studiert. 

Was waren die Aufnahmebedingungen für diese Akademie? 
Ein Portfolio bzw. Scholarship (Fulbright) 

Wie war Ihre persönliche Erfahrung beim Bewerbungsprozess, und warum wurde Ihre Bewerbung Ihrer Meinung nach akzeptiert? 
Es ist schon sehr lange her. 
Ich habe Malerei und Bildhauerei studiert und bin dann als Quereinsteiger im Design gelandet. Also ein unorthodoxer Bildungsweg, der letztlich 
alles etwas erleichtert hat und für die Bildungsfrage von wesentlicher Bedeutung war (die reine Berufsausbildung reicht in der Regel nicht aus, was meißt fehlt ist eine Bildung, also ein erweitertes Wissen). 
Meine Empfehlung: möglichst ein Zweitstudium dranhängen, oder zumindest an einer Hochschule studieren, an der ein interdisziplinäres Studium möglich ist. 

Woher wussten Sie, daß Ihre Schule die richtige für Sie war? 
Die Lehrerschaft und die Studienangebote machen eine gute Schule aus. Das sind die Kriterien um die richtige Schule für sich auszuwählen. 

Wie haben Sie sich auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet? 
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, da es schon lange zurück liegt. 
Ich empfehle aber, nicht zu viel Zeit in spezielle Vorbereitungskurse zu investieren, da diese in den meisstens akademisch arbeiten. 

Wussten Sie schon immer was Sie studieren wollten, oder wie fanden Sie heraus welche Ausbildung die richtige für Sie war? 
Es war von Anfang an klar, dass ich in Richtung bildende Kunst oder in ein anderes kreatives Feld gehen würde und nicht in Richtung Recht oder Wirtschaft. 

Haben Sie bereits vor Ihrem Studium gearbeitet oder ein Praktikum gemacht? 
Eine auch heute noch sinnvolle Sache für einen Gestalter: eine handwerkliche Ausbildung. Ich machte eine zweijährige Ausbildung zum Schreiner/Tischler. In einer weitgehend digitalen Welt, auch im Design, sind physische Kontrollen durch handwerkliche Kenntnisse (Modellbau etc.) von übergeordneter Bedeutung. 

Wie schwer oder leicht war es für Sie Ihr Studium zu finanzieren? 
Besonders während meines Studiums in den USA waren diverse Nebenjobs hilfreich zur Finanzierung. Schnell bekam ich auch einen Job als Tutor am Kunstinstitut angeboten. 

Was war das Wichtigste, daß Sie in Ihrem Studium gelernt haben? 
Die Faszination von Perfektion und Unvollkommenheit. Ein Verständnis für Transformation, Oberflächenbeschaffenheiten, Materialien und der Kommunikation zwischen den sich überschneidenden Disziplinen. 

Und nun noch ein paar Fragen zu Ihrem Unternehmen – AUTHENTICS 
Ich habe das Label 1980 gestartet um gutes Design für die Massenproduktion zu kreieren und hatte angefangen mit unbekannten Designern zu arbeiten, die heute wichtige Design-Stars geworden sind (Konstantin Grcic, Alfredo Häberli, Ronan Bouroullec, Constantin Boym, Matali Crasset etc.). 

Was waren Ihre Beweggründe ein eigenes Label zu gründen? 
Ich wollte die Welt des Werkstoffes Kunststoff verändern. 

Jetzt, da Sie Ihr eigenes Unternehmen haben – was ist der große Unterschied zwischen Studium und dem echten Arbeitsleben? 
Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 verkauft. 2001 begann ich meine Karriere als Lehrer und Professor für Produktdesign. 
Nach mehr als 20 Jahren Arbeit als Designer und Unternehmer und dem Kampf mit eindimensional denkenden Geschäftsleuten, und deren langweiliger Argumentationen und auch Konflikten mit der Familie – war es Zeit sich nach einem Wechsel umzusehen. Die Arbeit mit Designstudenten, die Kommunikation mit globalen Industrien und dem kulturellen Austausch mit Institutionen wurde mein Hauptinteresse, wohl wissend, dass wir uns momentan inmitten eines Paradigmenwechsels befinden. 

Welche Kernkompetenzen sind für Ihre tägliche Arbeit sehr wichtig, wurden Ihnen aber nicht durch das Studium vermittelt? 
Kommunikation, Sprachen, Interaktionen durch Reisen, Training der Neugierde, das Lernen über Herausforderungen und Schmerzen 

Wie lösen Sie Probleme? 
Indem ich an Ihnen arbeite. 

Wie gehen Sie mit Kritik um? 
Offen. 

Wie motivieren Sie sich jeden Tag? 
Indem ich meine Reserven aktiviere. 

Warum sind Sie erfolgreich? 
Erfolg ist relativ und oft kurzlebig. Darum schaue ich nicht primär nach Erfolg, sondern mehr nach eigener Zufriedenheit und nach starker Kommunikation inmitten eines jeden kreativen Aktes. 

Ist es möglich in der Zukunft erfolgreich zu sein ohne über Nachhaltigkeit nachzudenken? 
Folgt man dem Prinzip „Weniger ist Mehr“ beinhaltet dieses bereits Nachhaltigkeit, zukunftsgerichtetes Denken und ikonografische Design Strategie. Wir sollten nicht einfach nur Trends folgen wie z.B. Design plus Nachhaltigkeit, welche gerade in aller Munde sind, sondern eher die echte Komplexität eines jedes neuen Design Projektes von heute bedenken. 

Was ist Ihre größte Schwäche im Bezug auf Ihre Arbeit – und wie gehen Sie damit um? 
Ungeduld – schreien Sie mich an! 


Nun noch ein paar letzte Fragen


Welche Sprachen sprechen Sie?
 
Englisch, Französisch und Italienisch 

Eine Webseitenempfehlung? 
STOPPT Webseiten! Wir haben eine schreckliche Inflation von unbedeutenden Webseiten! 

Welches Museum hat Sie am meißten beeindruckt und ist ein echtes „MUST“ für alle Designer? 
MoMA in NYC (die Architektur und Designkollektion) http://www.moma.org/ 
Guggenheim-Museum Bilbao http://www.guggenheim-bilbao.es/ 
NEW MUSEUM, New York http://www.newmuseum.org/ 
Das Schaulager in Basel http://www.schaulager.org/ 

Falls es etwas gibt, was Sie den Studenten und zukünftigen Designern sagen möchten, dann ist hier definitiv der richtige Platz dafür ;) 
MACHT WENIGER ABER MACHT ES BESSER! 
Vermeidet jeglichen Mainstream und oberflächliche, kurzfristige Produktentwicklungen. Kämpft mit den Herstellern um verantwortungsvolles Design! 
Wir haben eine Überproduktion von Dingen weltweit und wir stehen einer Inflation durch Unternehmen mit so genannten Design Produktionen gegenüber, die hauptsächlich Adaptionen oder sogar Kopien von bereits existierenden Produkten sind. 

Vielen Dank für dieses Interview!

Das Interview wurde mit Herrn Maier-Aichen per email geführt.

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