Studium oder auf eigene Faust?

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jginsberg
Beiträge: 1
Studium oder auf eigene Faust?
Hallo an alle,

ich hoffe, ich bin in diesem Unterforum überhaupt richtig.

Ich würde mich gern mit ein paar Leuten, die evtl. auch Erfahrung haben, austauschen bzw. mich einfach mal ein bisschen bezüglich geeigneter Studienwahl umhören.

Das Ganze ist etwas ausführlicher/länger geworden.

Ich gehöre nun mittlerweile schon zum etwas älteren Eisen, will heißen, ich bin 24 und habe bald auch schon ein Bachelor-Studium hinter mir. Ich komme aber urprünglich aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich, genauer der Literaturwissenschaft (deutsche und englische).

Da ich bald meinen Bachelor fertig habe, stehe ich vor einem Dilemma bzw. vor der Frage, wie es nun weitergehen soll. Mein Hauptproblem ist, dass ich mich für sehr viel gleichzeitig interessiere. Mir fällt es daher extrem schwer, mich zu entscheiden.
Sicher bin ich mir, dass mir Kreativität bzw. künstlerischer Ausdruck immens wichtig ist. Einerseits zeichne ich schon, seit ich denken kann, andererseits interessiere ich mich jedoch auch für das Schreiben - was sicherlich auch zum Teil auch mit meinem Literaturstudium zu tun hat.
Momentan würde ich es mir am meisten wünschen, irgendwann meine eigenen Kinderbücher schreiben und illustrieren zu können, oder einfach auch generell zu schreiben.

Ich stehe momentan deshalb vor der Entscheidung, wie ich meine Studienlaufbahn fortführen soll. Einerseits möchte ich wirklich meine weitere wissenschaftliche Ausbildung nicht aufgeben, da ich mich einfach brennend für Literatur interessiere. Ich bin eine Person, die einen Zugang finden möchte, die "Welt zu verstehen und wahrzunehmen". Die Beschäftigung mit Literatur, aber auch teilweise mit Philosophie (was ich ebenfalls mal ein paar Semester lang nebenbei studiert habe), waren für mich bisher Möglichkeiten, dies zu tun.
Andererseits habe ich Angst, etwas zu verpassen oder mein "Leben zu verbauen", wenn ich die Chance auf ein richtiges Kunst- oder Illustrationsstudium nicht wahrnehme.

Ich bin derzeit in Marburg, und dort gibt es einen Masterstudiengang in bildender Kunst.
Bisher hatte ich mir überlegt, diesen Masterstudiengang parallel zu einem literaturwissenschaftlichen Studium zu machen - wofür ich mir natürlich auch länger Zeit nehmen würde als die Regelstudienzeit. Der Gedanke dahinter war, meine zwei Hauptinteressensgebiete miteinander zu verbinden. Dass dieser Studiengang natürlich nicht vergleichbar mit einem "vollen" Kunststudium oder Designstudium ist, ist mir klar. Allerdings war der Gedanke dahinter, wenigstens eine Grundlage für weiteres künstlerisches Schaffen zu legen, auf dem ich später evtl. selbstständig aufbauen könnte.

Allerdings frage ich mich nun, ob das vielleicht alles komplett in die falsche Richtung geht und ich nicht doch lieber versuchen sollte, Kunst oder Illustration zu studieren.
Das Problem ist, ich sehe mich später eigentlich weder als "voller" Künstler, der beispielsweise seine Gemälde verkauft, noch als "voller" Illustrator, der Aufträge für verschiedenste Kunden annimmt. Mir geht es vor allem darum, meine eigene Sicht auf die Welt durch Kunst und (das damit zusammenhängende) Schreiben auszudrücken und anderen - in Fall Kinderbuch wären dies Kinder, und was das Schreiben allgemein anbelangt eben Erwachsene - zu vermitteln.

Ich weiß, dass das Schreiben viel mit Autodidaktik zu tun hat, und die meisten Autoren Quereinsteiger sind, oder eben - so wie ich - ein theoretisches, literaturwissenschaftliches Studium hinter sich haben.
Ich frage mich, wie es dagegen bei speziell Kinderbuchillustration oder auch generell Illustration aussieht.
Kann man auch ohne Studium gut werden bzw. Erfolg haben? Ist es immer notwendig und sinnvoll, sich stark zu spezialisieren oder ist auch etwas Gutes dran, wenn man sich vielseitig und breitgefächert bildet? Ich weiß, dass einige Illustratoren auch Autodidakten sind oder zumindest kein auf spezielle Tätigkeitsfelder ausgerichtetes Studium absolviert haben (mir fallen hier beispielsweise Nikolaus Heidelbach oder Janosch ein). Manche Illustratoren haben auch nicht speziell Design sondern bildende Kunst oder Graphik und Malerei studiert. Oder werden Autodidakten von "richtigen" Studenten oder Kunst/Design/Illustrations-Absolventen bzw. Lehrenden grundsätzlich eher belächelt? Sollte man sich am besten gleich aus dem Kopf schlagen, so einen Weg (wie beispielsweise Nikolaus Heidelbach oder Janosch) zu gehen?


Zum Schluss sind hier einige meiner Bilder, damit man wenigstens einen Eindruck hat. Viele davon sind allerdings schon ziemlich alt, manche sogar an die vier Jahre, manche zwei oder drei Jahre alt. Die Bilder in den drei obersten Ordnern sind alle dieses und Ende letztes Jahr in Kursen im Fachbereich Bildende Kunst hier in Marburg entstanden, aus welchem man Nebenfachmodule belegen kann (es war ein Aquarellkurs und Zeichenkurs, in denen es allerdings um Grundlagen und hauptsächlich um das Zeichnen/Malen nach der Natur ging).

[url]https://www.behance.net/juliaschlosser[/url]

Falls jemand dazu etwas sagen möchte, dann nur zu, egal ob konstruktiv oder destruktiv. Falls jemand der Meinung ist, das ist alles für die Katz und total scheiße, dann bitte lieber sagen als Honig um den Mund schmieren.


Ich würde mich über Antworten, Gedanken, Anregungen und generell Austausch sehr freuen.
Sandavia
Beiträge: 31
Nun, wie die Vorgehensweise für dein weiteres Leben aussieht, wird dir sicher keiner guten Gewissens raten können. Es bleibt, die eigenen Eindrücke mitzuteilen.
Zuerst: ich sympathisiere mit deinem Konflikt. Meine eigene Version davon kenne ich gewissermaßen. Einerseits bin ich überaus interessiert am künstlerischen Ausdruck, identifiziere mich aber schlecht mit der Kunstwelt u. neige zu sehr illustrativer Ausdrucksweise - andererseits liebe ich das Schreiben, hätte mich in einem anderen Leben sicher für ein Literaturstudium interessiert.
Mein Weg sah nun so aus: ich besuchte eine private Illustrationsschule, deren Stoff eher dröge und ein kleines bisschen gemein für das eigene Seelenheil war und nun, nun bewerbe ich mich an der HAW in Hamburg für ein richtiges Illustrations-Studium. So weit ich das mitbekommen habe, kann man da auch Kurse an der Kunsthochschule belegen, notfalls sogar dort seinen Abschluss machen, falls man sehr künstlerisch zugange ist. Und n bisschen kreatives Schreiben gibt es auch.
Vielleicht gehe ich etwas blauäugig daran: aber ich könnte mir später gut vorstellen als Illustratorin zu arbeiten, nebenher aber auch immer wieder zu meinen eigenen Projekten, auch in geschriebener Form zurückzukehren. Träume noch immer von einem eigenen illustrieren Gedichtband...
Probleme sehe ich da eher im Zeitmanagement. Zumindest wenn man einen einigermaßen hohen Anspruch an sich stellt und zwei Künste irgendwie durchdringen will.
Autodidakten gibt es unter den Illustratoren sicherlich genügend. Im Grunde genommen guckt da keiner auf deine Ausbildung - es interessiert nicht, wenn du gut bist und einen tollen Stil mitbringst. Du bewirbst dich um Jobs mit deinem Portfolio, nicht mit deinem Zeugnis.
Und deinen Kram? Der macht doch schon was her! Finde da einiges schon sehr gut...
Ehrlich? Ich würde versuche ein bisschen Druck raus zu nehmen. im Grunde genommen kann man sich wahrscheinlich nicht so falsch entscheiden, wenn man künstlerisch weiter kommen will. Da gibt es in meinen Augen auch nicht DIE Ausbildung, die dir garantiert, dass du auf der Karriereleiter empor kletterst. Entscheidend sind da ganz andere Punkte (Selbstvermarktung, Netzwerk, Glück...)

Liebe Grüße.

Nachtrag:
Übrigens kann man sich beispielweise an der HFBK in HH auch einen theoretischen Schwerpunkt legen u. sogar promovieren.

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