First steps

Was gehört in die Mappe



Worum es geht, ist in erster Linie deine Fähigkeit, sich mit einer Sache eindringlicher zu beschäftigen. Zu recherchieren, zu analysieren, es auseinander nehmen zu können, zu interpretieren, assoziieren, neu zusammenzusetzen und das Wichtigste: eine für dich relevante Aussage visuell durch deine Arbeiten kommunizieren zu können. Komplexität zu pointieren - das macht u.a. Kommunikationsdesign aus.

 

Parkgalerie hat geschrieben:
"Es interessiert sich [...] eigentlich überhaupt niemand dafür, "ob deine Arbeiten zeichnerisch was taugen", was immer das sein soll.
Interessant ist, womit du dich beschäftigst, wie du dich damit beschäftigst und ob deine Auseinandersetzung zu für dich neuen Erkenntnissen führt. Die Arbeit an deiner Mappe soll ein Forschungsprojekt sein. Zeig uns deine Experimente. Zeig uns, woran du forschst."

 


 

kunstlaborant hat geschrieben:
Themen überlegt man sich nicht!
Sie ergeben sich zwangfsläufig - und dann auch erst nach einiger Zeit des Schaffens - aus dem, womit ihr Euch beschäftigt.
Überhaupt halte ich es für hinderlich, sich vom Gedanken an die Mappe leiten zu lassen.
All die Fragen wie "WASsoll rein?" - Was wollen DIE sehen?" etc. sind eigentlich überflüssig.
Denn, wer sind DIE?
An jeder HS sind es andere, z.T. wechselt die Zusammensetzung der Aufnahmekommission von einem auf den anderen Tag.

 


Im Detail geht es darum, den Prüfern aufzuzeigen: Wie gehst du konzeptionell an ein Thema heran? Wie nimmst du es auseinander? Aus welchen Perspektiven beleuchtest du das Thema? Wie baust du eine Serie daraus? Welche Ideen hast du dazu und was ist deine individuelle Sichtweise auf das Thema? Was interessiert dich daran genau? Was fällt dir auf? Was siehst du, was andere nicht sehen und wie machst du das für andere sichtbar? Wie kommunizierst du deine Arbeiten, Sichtweisen etc.? Wie bereitest du das visuell auf?
Es ist wichtig zu zeigen, wie du denkst, konzeptionierst und an Gestaltungsaufgaben herangehst. Gern gesehen sind Entwicklungsprozesse einer Arbeit und Sichtweisen auf einen Sachverhalt. Die Professoren wollen sehen, ob du dich an einem Thema fest beißen kannst, um das Ganze durchzukauen.
Das erklärt dann auch, warum Skizzenbücher, experimentelle Serien oder Studien gut ankommen.

Es geht nicht um praxisnahe Arbeiten. Es geht nicht ums Zeichnen an sich oder um tolles Handwerk. Sondern dein Gedanke dahinter und wie du da ran gegangen bist. Warum du das so gemacht hast, wie du da hingekommen bist und dass du dir was dabei gedacht hast. Und nicht einfach nur "och, das find ich ganz cool, das find ich schön, das ist doch süß, ist das nicht schick???". Kurz: Konzeptionelle Kreativität.
Das verstehen die Profs unter gestalterischer Begabung. Und all das ist völlig Medien unabhängig. Letztendlich geht es darum, Zusammenhänge oder Prozesse aufzuzeigen, Untersuchungen, Experimente, Studien, Kreativität, strukturiertes und systematisches Vorgehen.



Arbeitsweise

Beispiel:

Schritt 1) Themenwahl: Ihr interessiert euch brennend für Insekten. Dann ist euer Thema vorerst Insekten.

Schritt 2) Darstellen: Ihr erlebt erst mal die Insekten, d.h. studiert das Insekt. Besorgt euch welche!
Skizziert sie bis zum Umfallen: Fühler, Kopf, Beine, Stachel, Flügel usw. Macht vielleicht mal ein paar Zeichnungen auf A2 z. B. von einem Bein. Fertigt Skizzenbücher an. Bitte keine Seiten herausreißen! Durch die vielen Skizzen zeigt ihr euer Interesse an Gestaltung und an eurer Umwelt. Macht die Skizzen trotzdem, auch wenn hinterher keine in die Mappe kommt... Dies ist nämlich der erste wichtige Punkt einer Bewerbung - ihr zeigt, dass ihr darstellen könnt. Darstellungsfähigkeit braucht ihr für jeden weiteren Schritt - es ist eine Grundlage, die jeder beherrschen muss.

Schritt 3) Interpretieren und Verstehen: Während ihr an den Insekten seid, überlegt, was es mit dem Insekt auf sich hat. Ihr erlebt den Charakter. Ihr interpretiert das Insekt. Zeichnet und skizziert eure Interpretationen. Warum hat die Biene gelb/schwarze Streifen? Stichwort "Signalwirkung". Schaut nach individuellen Merkmalen. Übertreibt ruhig. Dies ist ein weiterer wichtiger Punkt: Interpretationsfähigkeit.

Schritt 4) Wahrnehmen und Assoziieren: Jetzt spinnt ihr das Thema weiter. Sucht in eurer Umgebung nach Insektenhaften Dingen - es gibt hunderte - Maschendraht, Brillen usw. Mit dem Fotoapparat mal losgehen, und alles, was euch nach Insekten ausschaut fotografieren, skizzieren usw. Beweist euer geschultes Auge für eure Umwelt. Dies ist ein weiterer wichtiger Punkt: Ihr könnt eure Umwelt wahrnehmen und assoziieren.

Schritt 5) Weiterspinnen und Experimentieren: Überlegt was Insekten für Formen haben und interpretiert diese Formen. Vielleicht mal auf etwas, was nix damit zu tun hat - ein insektenhaftes Bügeleisen!? Übertragt die Strukturen (z. B. Netzauge der Fliege) auf eure Umwelt, ein Tetrapak mit Fliegenmuster, Flügeln etc. Hier fangt ihr an, kreativ zu werden.

Schritt 6) Spielerisches Umsetzen: Überlegt euch, wie ihr eure Insekten in ein "designrelevantes" Thema umsetzt. Käferstuhl? Wespen-BH? Insekten-Logo? Bienenstockwohnzimmer? Insekten-Monopoly? Hier zeigt Ihr eure wahre Kreativität! Wenn ihr an diesem Punkt seid, fallen euch etliche, für euch passende Themen ein.

Spielt mit dem Thema. Probiert aus. Macht, wozu ihr Lust habt. Dieses sollte der Schwerpunkt eurer Mappe sein.
Wenn der Termin der Prüfung näher rückt, sichtet ihr alles Gesammelte. Baut die Mappe so auf, dass ihr den Leuten zeigt, wie ihr vorgegangen seid - WEIL DAS IST DAS A&O einer guten und erfolgreichen Mappe. Ihr zeigt euren DESIGNPROZESS. Nur auf den kommt es im Prinzip an. Gewichtet es nach Vorstudien, und Endprodukten. Nehmt aber von allem Etwas in die Mappe. Ihr müsstet jetzt eine riesen Auswahl haben. Das ist natürlich nur ein Weg, an eine Mappe heranzugehen.




Dieses konzeptionell kreative Arbeiten, lernt man nicht in der Schule und auch nur bedingt in der Berufsausbildung. Deshalb müsst ihr euch das jetzt selbst für die Mappenprüfung aneignen. Habt Spaß dabei und geht die Sache zwar locker aber strukturiert an.



Zusammenfassung zur Arbeitsweise

- Suche dir ein konkretes Thema.
- Arbeite ganz intensiv am Thema. Beiß dich dran fest, grabe immer weiter, tiefer und entwickle viele Arbeiten dazu. Eine Arbeit/Thema aus nur 3 Bildern ist keine Auseinandersetzung!
- Arbeite in Serien.
- Setze dich mit dem Thema konzeptionell und methodisch auseinander.
- Arbeite systematisch: Entwickle Varianten und gehe Schritt für Schritt vor.
- Dokumentiere dabei deine Entwicklungen in Skizzenbüchern oder als Arbeiten in der Mappe.
- Besuche Mappenberatungen und rede mit Professoren (über deine Mappe und worauf es ankommt).
- Besuche einen Aktzeichenkurs wenn du dich für das Zeichnen von Menschen und Tieren interessierst.

Wichtig: Bleib bei einer Sache dran, mache viel dazu, springe nicht zu schnell zur nächsten "Thematik".

Deine Forschung, Auseinandersetzung, Untersuchung und Recherche sollte tiefgründig und ernst sein.
Deine folgliche Botschaft oder Absicht sollte für dich interessant sein.
Deine Ideen wie die Absicht/Botschaft kommuniziert oder präsentiert werden, sollten spielerisch und kreativ sein.

Es geht nicht um ernste Themen. Das Thema ist völlig egal. Sondern es geht um eine gewisse Haltung wie man sich mit etwas auseinandersetzt.

 

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