First steps

"Ich bin... Ich kann... Ich biete" - ein Arbeitsheft für Kreative

"Ich bin... Ich kann... Ich biete" ist ein Arbeitsheft des internationalen Design Zentrums Berlin e.V. für selbstständige Designer/innen und Kreative, denen mit verschiedenen Frage- und Aufgabenstellungen Unterstützung für ein klares Selbstbild und eine Positionierung auf dem Markt gegeben wird. Die Publikation wurde von den beiden Autorinnen Cornelia Horsch und Esther Schaefer im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms des IDZ konzipiert und im Mai 2015 herausgegeben.

Auf den ersten Blick trifft es die Bezeichnung Arbeitsheft ganz gut - ein kleines, handliches Heftchen, das somit seiner Verwendung eine prima Verpackung gibt: flexibel einsetzbar und alleine oder in Arbeitsgruppen einfach zu verwenden. Neben dem Heft und Schreibutensilien benötigt man noch weitere simple Zusatzmaterialien, die aber jeder Kreative im Haus haben sollte. Das Papier ist ein umweltbewusstes Ökopapier, es lässt sich wunderbar anfassen und es macht Spaß damit zu arbeiten. Es ist fest und voluminös, hat gleichzeitig eine Oberflächenbeschaffenheit mit einer sehr angenehmen Haptik.

Wer bin ich und was kann ich?

"Ich bin... Ich kann... Ich biete" ist nicht wie der Titel in drei, sondern in vier Teile geteilt, was vorerst verwirrt, da ich ja wissen möchte wer ich bin, was ich kann und was ich biete. Die Autorinnen teilen diese Aussagen in die Kapitel "Selbstanalyse", "Markt", "Angebot" und "Vermittlung", welche die Schwerpunkte des Arbeitsheftes bilden.

Als Einführung gilt das Startkapitel als Selbstanalyse, die auf den ersten Eindruck hoch zu loben ist. Es sind kleine Fragen und Aufgaben, die man alleine bearbeitet oder teilweise sogar Freunde mit einbindet und über sich urteilen lässt. Inhaltlich geht es generell darum seine eigenen Stärken, Motivationen und Ziele herauszuarbeiten. Die Fragen beziehen sich auf die Selbstbetrachtung und auch auf die Reaktionen von außen- was einem Zeit für intensive Reflektionen gibt. "Klar", denkt man zu Beginn, "ich weiß was ich kann und was ich nicht kann". Aber durch die Aufgabe es zu verschriftlichen und zu skizzieren, wird das Bewusstsein für das eigene Selbstempfinden gestärkt. Die Fragen sind psychologisch präzise und geschickt gewählt, die Beantwortung motiviert und macht Lust auf mehr. Gleichzeitig sind sie sehr vielseitig gestellt, es zieht sich ein abwechslungsreicher roter Faden durch das Kapitel, sodass man immer tiefer über sich selbst reflektieren kann. Es geht hierbei niemals um negative Eindrücke oder das Eingestehen von Schwächen, was für eine positive Selbstanalyse hilfreich ist. Die Bearbeitungsmöglichkeiten und Lösungswege bestehen nicht nur aus leeren Feldern, sondern variationsreichen Umsetzungsmethoden. Bei der Strategie ein Moodboard auf A1 oder A0 über mich selbst anzufertigen, geht aber leider selbst mir die kreative Luft aus. An dieser Stelle ist das Heft wirklich für kleine Arbeitsgruppen gedacht oder aber für Selbstständige, die in einer tiefen, tiefen Krise stecken und einen Tapetenwechsel brauchen.

Kleine Enttäuschung für Träumer
Das Arbeitsheft ist neben den Berufstätigen auch für Kreative geschaffen, die vorhaben sich selbstständig zu machen. Ich, voller Motivation und Tatendrang aus der Selbstanalyse, schwebte gerade auf Wolke Sieben, skizzierte mein Traumbüro mit lichtdurchfluteten Räumen und saftig grünen Pflanzen auf, alles schön eingerichtet mit meinen selbst gestalteten Möbeln und Accessoires ... als mich die darauffolgende Aufgabe aus den Träumen reißt: "Von einer Skala von 0-10, wie nah sind Sie dem Ziel bereits gekommen?" Ok. Danke, lassen wir das lieber sein.

Ein interessantes Experiment, wenn man noch nicht mitten in der Selbstständigkeit steckt, für alle anderen sicher nützlicher. Es wird weitergehend die Untersuchung der eigenen Positionierung auf dem Markt durchgeführt. Zunächst dachte ich das Kapitel nun überspringen zu können, nachdem ich aus meinem Traumbüro geworfen wurde. Aber dem ist nicht ganz so, denn wenn man die einzelnen Aufgaben und Fragen bearbeitet, ruft man sich sein bereits aufgebautes Netzwerk und die damit verbundenen Möglichkeiten ins Gedächtnis. Für selbstständige Designer ist dieser Teil sehr sinnvoll, um sich ein klares Bild von sich und seiner Arbeit ins Bewusstsein zu rufen. Es geht um konkrete Zielsetzung wie zukünftige Projektthemen, Kunden und Einkommensvorstellungen.
 
Sachliche Herausarbeitung des Wertangebotes und der Vermittlung

Die beiden weiteren Kapitel befassen sich mit dem Thema des Wertangebotes und der Kommunikationsmittel. Hier geht es darum, seine Arbeitsschwerpunkte zu erkennen und die besonderen Werte herauszuarbeiten. Welche konkreten Leistungen erbringe ich? Was sind meine Besondere im Gegensatz zu meiner Konkurrenz? Es ist wirklich hilfreich, um zu erkennen warum man für wen arbeitet und arbeiten möchte und welcher Wert daraus generiert wird. Man ist mit den Aufgabestellungen gezwungen seine klare Positionierung herauszufiltern, die am Ende auch den Auftraggeber überzeugen und einen als Designer erfolgreich machen kann. Abschließend wird man durch geschickte Aufgabenstellungen zur Kommunikation auf unterschiedlichen Kanälen motiviert und es wird ein Bewusstsein darüber geschaffen, welche Möglichkeiten man zur Vermittlung und Kommunikation hat oder noch entwickeln kann. Abgeschlossen wird das gesamte Arbeitsheft mit einer knappen, präzisen Checkliste zur Vermittlung der Positionierung.

Fazit

Abschließend muss man sagen, dass das Arbeitsheft "Ich bin... Ich kann... Ich biete..." sein Ziel erreicht. Wenn man sich den Inhalten annimmt und sich mit ausreichend Zeit den Fragen und Aufgaben widmet, kann man ein hilfreiches Ergebnis erzielen. Ein selbstständiger Designer kann sich mit dieser Unterstützung ein klares Bild von sich selbst machen, seine Leistungen erkennen und vermitteln und sich auf dem Markt positionieren.

Allerdings ist stark zu kritisieren, dass in der Einleitung darauf hingewiesen wird, dass es auch für Kreative geeignet ist, die vorhaben sich selbstständig zu machen. Dafür muss man sich bei der Beantwortung der Fragen leider viel zu häufig selbst enttäuschen. Außerdem fehlt in dem Arbeitsheft ein bisschen die Rückmeldung. Man findet viele Dinge für sich selbst heraus, aber bekommt keinerlei Tipps oder Unterstützung von den Autorinnen dieses Fachgebiets. Beispielsweise hätte ich mir nach einer Frage wie "Was macht Ihnen beim Arbeiten besonders Spaß? Wann sind Sie in Ihrem Element?" professionelle Ratschläge über den Umgang mit Arbeitsinhalten oder Zeiteinteilung gewünscht. Bis auf eine kurze abschließende Checkliste, muss man seine Schlüsse selbst aus der Analyse ziehen.

Wenn man die 48 Seiten positiv angeht, scheint man zunächst in eine Blase voller Wünsche und Träume einzutauchen. Diese werden von den Autorinnen immer weiter sachlich detailliert und auf das eigene Arbeitsumfeld bezogen.Für bereits Selbstständige bietet das IDZ mit dem Arbeitsheft eine hilfreiche Unterstützung zur Erkenntnis der eigenen Arbeit und Wirkung nach außen.

Produktinformationen
Herausgeber: Internationales Design Zentrum Berlin e.V. (IDZ)
Autorinnen: Cornelia Horsch, Esther Schaefer
Erscheinungsjahr: 2015 Berlin
48 Seiten; 165 mm x 230 cm; s/w; Heftbindung
ISBN 978-3-9811519-6-1
Preis: 8,50 € (inkl. MwSt. und zzgl. 2,67 € Versand- und Verpackungspauschale innerhalb Deutschlands, bei Versand in andere Länder Pauschale abweichend)

Bestellmöglichkeiten
Das Arbeitsheft ist ab sofort erhältlich und kann via E-Mail bei designcompany@idz.de mit folgenden Angaben bestellt werden:
Anzahl der Publikationen
Vor- und Nachname
Lieferadresse
ggf. Rechnungsadresse (falls abweichend von der Lieferadresse)

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