Erste Schritte

Zeitdieb Mappe

Wie man die Zeit neben der Mappenerstellung sinnvoll nutzen kann. 

Nach dem Abitur oder der Fachhochschulreife stellt man sich häufig die Frage: (Fach-)Abi - was dann? Man geht zu Berufsinformationsveranstaltungen, durchforstet das Internet nach passenden Ideen für die Zukunft oder sucht intensiv nach den eigenen Interessen und Stärken. Hat man dann für sich herausgefunden, dass man ein Studium im Designbereich anstreben möchte, ergibt sich daraus allerdings bereits das nächste Problem: Hilfe, ich muss eine Mappe machen!
Die Mappe muss im Regelfall ein halbes Jahr vor dem gewünschten Studienbeginn an der Hochschule eingegangen sein (sprich: Will man im Wintersemester (im Oktober) das Studium beginnen, sind die Mappenabgabetermine meist schon zwischen März und April). Da es die wenigsten schaffen, zwischen Abistress und Notendruck noch Zeit in die Erstellung einer Mappe zu investieren, ist es also meist nicht möglich, direkt im Oktober nach dem Abitur ein Designstudium zu beginnen. So hat man häufig ein halbes bzw. ein ganzes Jahr (je nachdem ob man sich zum Sommersemester oder zum Wintersemester des Folgejahres bewerben möchte), das man dann zur Mappenerstellung nutzen kann.

Aber ist das nicht verschenkte Zeit? Spätestens wenn man sieht, wie seine ehemaligen Mitschüler ein Studium oder eine Ausbildung beginnen und von Zuhause wegziehen, wird man langsam unruhig. Und nicht nur man selbst sondern auch die Eltern drängen häufig zu einer Antwort auf die Frage:

Mappe schön und gut – aber was macht man nebenbei?

Welche Möglichkeiten hat man, die Zeit neben der Mappenerstellung sinnvoll zu nutzen?

Zunächst sei einmal gesagt, so ein Jahr zur Mappenerstellung ist absolut legitim und oftmals notwendig, um sich genügend Zeit zur Ideenfindung und ordentlichen Anfertigung einer Mappe zu nehmen. Abgesehen davon ist es heutzutage durchaus üblich nach dem Abitur eine Art „gap year“ zu machen, das man zum Reisen nutzt oder in dem man sich Zeit für sich selbst nimmt, um herauszufinden, was einem liegt und in welche Richtung man später einmal gehen will. Ein Auslandsaufenthalt bietet neben all den Erfahrungen, die man sammelt, und den ersten Schritten in Richtung Eigenständigkeit auch viel Inspiration für die Mappe und wäre somit schon einmal eine Möglichkeit, wie man das (halbe) Jahr nebenbei nutzen könnte. Nachteile dabei sind sicherlich die Kosten und auch, dass man sich in den meisten Fällen schon recht früh um die Organisation kümmern muss.

Eine weitere naheliegende Möglichkeit wäre wohl (gerade bei einem doch eher praktisch veranlagten Studiengang wie "Design") einPraktikum: Dieses bietet die Möglichkeit, Einblicke in das Berufsfeld eines Designers zu gewinnen und so herauszufinden, ob Design wirklich das ist, was man später machen möchte, erste Berufserfahrung zu sammeln etc. Außerdem ist es bei vielen Hochschulen auch eine Zulassungsvoraussetzung, ein Praktikum zu absolvieren (die Dauer des Praktikums variiert von Hochschule zu Hochschule) und so kommt man also oftmals um ein Praktikum gar nicht herum. Dennoch sollte man beachten, dass ein Praktikum, durchaus auch eine Schwierigkeit für das Arbeiten an der Mappe darstellt: Dadurch, dass man jeden Tag 8 Stunden arbeitet, fehlt abends oftmals die Motivation (und eventuell auch die Inspiration), an seiner Mappe weiterzuarbeiten. So hat man also eigentlich nur noch das Wochenende, um sich intensiv mit der Mappe auseinanderzusetzen und es kann passieren, dass das halbe Jahr, das man für Mappe und Praktikum eingeplant hat, vorbei ist, der Abgabetermin immer näher rückt, und die Wahrscheinlichkeit, die Mappe noch rechtzeitig fertig zu stellen, in immer weitere Ferne. Ein denkbarer Lösungsansatz zur Vermeidung von Zeitdruck wäre es, erst die Mappe zu machen und im Anschluss das Praktikum, oder aber die üblichen fünf Arbeitstage pro Woche auf vier Tage zu verkürzen, sodass man drei freie Tage zur Mappenerstellung hat und dafür das Praktikum verlängert.

Eine weitere Möglichkeit, die Zeit während der Mappenerstellung sinnvoll zu nutzen, ist es, eine Ausbildung im gestalterischen Bereich zu machen. Was genau man macht, ist da natürlich davon abhängig, in welche Richtung man im Bereich Design man gehen möchte (Kommunikationsdesign, Modedesign, Industriedesign etc. -> Fotograf, Schneider, Mediengestalter etc.). Der große Vorteil einer Ausbildung ist natürlich die Berufserfahrung und den super Einblick, den man in den Alltag von Designern gewinnt, vom eigenen Gehalt ganz zu schweigen. Außerdem befasst man sich mit der Materie und erwirbt Fähigkeiten, die im Studium wirklich von Vorteil sein können. Der Nachteil einer Ausbildung ist natürlich, dass sie 3 Jahre dauert und man also nicht nach einem Jahr zu studieren anfangen kann sondern erst nach Ende der Ausbildung. Natürlich muss man auch hier acht Stunden am Tag arbeiten, aber man befasst sich intensiv mit der Materie und hat zudem natürlich einen Zeitraum von 2-3 Jahren, um die Mappe fertig zu stellen. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass die bestandene Eignungsprüfung an vielen Hochschulen zeitlich begrenzt ist (soll heißen: Sie ist oft nur ein bis zwei Jahre gültig). Daher ist es sicher sinnvoll, sich erst in der Mitte oder am Ende der Ausbildung mit seiner Mappe auf einen Studienplatz zu bewerben.

Was man außerdem machen kann, wenn man sich gerne intensiv auf die Mappe konzentrieren und dennoch etwas Sinnvolles nebenbei machen möchte, ist es, sich für einen Studiengang, der bestenfalls etwas mit Design oder Kunst (z.B. Kunstgeschichte oder Architektur) zu tun hat und der zulassungsfrei ist, als Student (oder Gasthörer) für ein halbes Jahre einzuschreiben. So kann man vom Übergangs-Semester dann vielleicht etwas profitieren und einige Dinge mitnehmen. Hinzu kommt, dass man so schon einmal einen Einblick in den Studienalltag bekommt (bezüglich Stundenplanerstellung, etc.) und sich dann beim Designstudium ein wenig besser zurecht findet. Ein weiterer Vorteil ist, dass man viel Zeit für die Mappe hat, aber man nicht den ganzen Tag Zuhause verbringt und einem die Decke nicht auf den Kopf fällt. Außerdem erhalten Studenten in so gut wie allen Bundesländern ein Semesterticket, das ihnen eine kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ermöglicht. Das Semesterticket gilt meist innerhalb des eigenen Bundeslandes und eignet sich also durchaus dazu, damit kostenlos zu verschiedenen Ausstellungen und Museen zu fahren.
Das Problem dabei ist aber, dass die ein bis zwei Semester, die man übergangsweise studiert, mit in die Gesamtstudienzeit eingerechnet werden, was für eventuelle Studiengebühren und BAföG entscheidend ist. Allerdings kann man sich die Klausuren, die man mitschreibt und besteht, bzw. die Leistungen, die man nachweisbar erbringt, bescheinigen lassen und sie sich in einigen Fällen, entsprechend verpackt, im Gestaltungsstudium als Kurs/Projekt anrechnen lassen.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, nebenbei zu jobben, was den Vorteil hat, dass man Geld verdient, was bei einem Praktikum oder einem Semester an der Uni selten der Fall ist. Während man bei einem Praktikum hin und wieder ein kleines Gehalt oder zumindest eine Aufwandsentschädigung bekommt, ist ein Brückensemester häufig mit Kosten verbunden (durch Studiengebühren und Semesterbeitrag und dadurch, dass man kein Einkommen hat). Problematisch am Nebenjob ist, dass man keinen Mehrwert für das angestrebte Designstudium daraus hat, da man meistens fachfremd arbeitet.

Einige Hochschulen bieten auch im Rahmen einer Abendschule verschiedene Kursen an, die man belegen kann, wenn man sich aufs Designstudium vorbereiten möchte oder wenn man einfach Interesse daran hat. Dies ist z.B. an der Hochschule in Saarbrücken der Fall und eine gute Alternative, seine freie Zeit, sinnvoll für die Mappe zu nutzen, aber in einem geleiteten, professionellen Rahmen. Informationen zur Abenschule der HBKsaar findet man hier. Eine andere Art, einmal in den Alltag eines Designstudenten zu schnuppern, bietet die Kunsthochschule in Kassel durch ein Schnupperstudium. Auf der Internetseite der Hochschule Kassel kann man sich im Online-Vorlesungsverzeichnis einen Überblick über das Kursangebot machen & daraufhin an einigen Vorlesungen teilnehmen. Informationen und Einsicht in das Online-Lehrveranstaltungsverzeichnis gibt es auf der Homepage der Universität Kassel.
Auch die Fakultät Medien, Information und Design der Hochschule Hannover ermöglicht es Studieninteressierten kostenlos und ohne Anmeldung an Vorlesungen aus den Bereichen Design und Architektur (z.B. Grundlagen der Gestaltung, Grundlagen des Entwerfens, Architektur etc.) teilzunehmen. Hier finden sich diesbezüglich nähere Informationen. Ähnliche Angebote gibt es an anderen Hochschulen bestimmt auch, da hilft es, oftmals ein wenig im Internet zu stöbern. Sollte es in eurer Nähe keine Veranstaltungen in dieser Richtung seitens der Hochschulen geben, sind eventuell Mappenkurse ratsam, die es ebenfalls ermöglichen, sich konzentriert und mit Hilfe von erfahrenen und kompetenten Menschen, auf die Mappe vorzubereiten. Der Kritikpunkt ist hierbei, wie häufig angeführt, dass man schnell in einem bestimmte Richtung gedrängt wird und an den Kunsthochschulen schnell erkannt wird, welche Mappen innerhalb eines Mappenkurses entstanden sind.

Was man also neben der Mappenerstellung macht, bzw. ob man überhaupt etwas macht oder ob man sich lieber ausschließlich auf die Mappe konzentriert, muss letztendlich jeder selbst entscheiden und hängt auch davon ab, welche Art von Mensch ihr seid, wie ihr am besten arbeiten könnt etc.. Es gibt viele Möglichkeiten, die freie Zeit so zu gestalten, dass man davon profitieren kann. Dennoch hat alles seine Vor- und Nachteile und so muss man abwägen & herausfinden, was für einen selbst die beste Lösung ist. Manchmal ist es vielleicht sogar ratsam, verschiedene Möglichkeiten zu kombinieren, z.B. Abendkurse und nebenbei arbeiten oder ein Semester als Gasthörer an der Uni und parallel dazu einen Mappenkurs.

Und am Ende zählt ja doch nur eins: Die Mappe. Auf welchem Weg ihr zu euren Ergebnissen gekommen seid, ist dann erst einmal zweitrangig. So bleibt nur noch zu sagen: Ich wünsche allen, die an ihrer Mappe arbeiten, egal ob fast am Ende oder ganz am Anfang, viel Erfolg bei der Erstellung. Auf dass ihr damit die Kunsthochschulen, Fachhochschulen und Unis dieser Welt erobern werdet und eure persönliche "Checkliste" dann letztendlich so aussieht:

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